Römer- und Domstadt Xanten
Chronik der SENU-Ndk
Senioren-Union Niederkassel zu Besuch in der Römer- und Domstadt Xanten
(GBe) Bei bedecktem Himmel und angenehmen Temperaturen machten sich 33 Teilnehmende im Rahmen unseres kulturpolitischen Programms auf den Weg in die alte Römerstadt Xanten. Bei einem kommentierten Rundgang durch den Archäologischen Park erfuhren wir Interessantes über die Lebensweise der alten Römer. Die Relikte der römischen Stadt, die heute im Archäologischen Park zu sehen sind, bestehen nicht aus Ruinen, sondern aus Rekonstruktionen, die den römischen Vorbildern in Standort und Größe entsprechen und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.
Zur Zeit des Augustus entstand an einem Seitenarm des Rheins das erste Militärlager Vetera I. Strategisch günstig gelegen, sollte es als Stützpunkt für die Eroberung des rechtsrheinischen Gemaniens dienen. Nördlich von dem Lager entstand im 1. Jh. n. Chr. eine zivile Siedlung, die sich zu einem bedeutenden Handelsort in der Region entwickelte. Nach der Zerstörung des Lagers durch die einheimischen Bataver errichteten die Römer an anderer Stelle das Militärlager Vetera II, in dem ständig zwei Legionen stationiert waren. Kaiser Trajan verlieh der zivilen Siedlung um 100 n. Chr. das römische Stadtrecht und nannte sie COLONIA ULPIA TRAIANA. Die Colonia mit ihren 12.000 Einwohnern war neben Köln der zweite Hauptort der Provinz Niedergermanien. Ihre öffentlichen Bauten und ihre Infrastruktur kennzeichneten sie als ein Abbild Roms. Beim Bau kam der römische Kran zum Einsatz. Der Baukran in Xanten weist einen Flaschenzug mit fünf Rollen auf, der eine relativ leichte Handhabung schwerer Lasten ermöglichte.
Das Amphitheater bot Platz für rund 10.000 Zuschauer. Die Sitzordnung war streng nach dem gesellschaftlichen Status gegliedert. Die Spiele, bestehend aus Tierhetzen, Hinrichtungen verurteilter Verbrecher und Gladiatorenkämpfen, wurden von städtischen Beamten finanziert, die sich damit das Wohlwollen der Bevölkerung erkauften. Die Gladiatoren kämpften wie in Rom in unterschiedlicher Bewaffnung gegeneinander. Einen Großteil des Stadtgebietes nahmen Wohnhäuser mit Läden und Handwerksbetrieben ein. Den Läden war ein Portikus vorlagert. Bei den meist zweistöckigen Häusern erhoben sich auf einer Bodenplatte aus römischem Beton (opus caementicium) ein Ziegelfundament zum Schutz gegen Feuchtigkeit und darüber ein Fachwerkaufbau mit Lehmstampfwänden. Das Erdgeschoss ragte hoch auf, um den Abzug des Rauches zu gewährleisten. Reisende Kaufleute fanden Unterkunft in der Herberge, die eine typisch römische Gruppierung aufwies: von den Korridoren gingen jeweils vier Schlafkammern für drei Personen ab, ausgestattet mit Betten, einem Tisch und einer Kleidertruhe. In dem triclinium, in dem drei Liegen um einen Tisch angeordnet waren, wurde Im Liegen gespeist. Dabei stützten sich die Männer – Frauen, Kinder und Sklaven waren nicht zugelassen – auf die linke Hand auf und nahmen mit der rechten Hand die Speisen. Wir erfuhren, dass die linke Hand als unsaubere Hand galt, da mit ihr in den Latrinen das Gesäß abgeputzt wurde. Zu den unverzichtbaren Einrichtungen einer römischen Stadt gehörten Thermen. Sie waren der tägliche Treffpunkt der Bürger. Vor dem Bad entkleideten sich die Römer im Apodyterium, trieben draußen Sport und ließen anschließend mit ätherischen Ölen den Körper reinigen und enthaaren. Dann benutzten sie das Heißbad (caldarium), den Abkühlungsraum (tepidarium) und das Kaltbad (frigidarium). Die Räume wurden durch eine Hypokaustum-Heizung erwärmt. Decken und Wände waren mit kunstvollen Fresken geschmückt.
Das Vordringen der Franken beendete um 276 n. Chr. die Blütezeit der Colonia. Die Stadt verfiel und diente als Steinbruch für den Bau der Stiftskirche St. Viktor sowie der mittelalterlichen Stadt Xanten. Die römische Stadt verschwand und wurde erst durch archäologische Grabungen freigelegt und erforscht. Doch vor der Führung durch den Dom stärkten wir uns erst einmal mit einem schmackhaften Mittagessen.
Der Dom St. Viktor ist eine fünfschiffige Basilika mit einer monumentalen Doppelturmfassade und einer romanischen Westchorhalle, an die sich das gotische Langhaus anschließt. Ihre Ursprünge gehen zurück auf die Legende des Hl. Viktor, einem römischen Soldaten der thebäischen Legion, der wegen seines christlichen Glaubens im 4. Jh. im Amphitheater von Vetera hingerichtet wurde. Der Bau des heutigen Domes begann 1263 und wurde um 1550 vollendet. Vor dem Südportal mit seiner prachtvollen gotischen Rahmenarchitektur und den Skulpturen der beiden Kirchenpatronen Viktor und Helena an den Portalpfeilern befindet sich rechts der „Kalvarienberg“ mit der Kreuzigungsgruppe. Der Stifter, der Kanoniker Gerhard Berendonck, ließ sich selbstbewusst in allen Szenen abbilden; denn im Mittelalter galt der Glaube, dass man mit einer großzügigen Stiftung die Hölle vermeiden und die Zeit im Fegefeuer verkürzen könne.
Beim Betreten des Domes fällt das großflächige Maßwerkfenster in der spätromanischen Westchorhalle ins Auge. Die moderne Verglasung in leuchtend roten, geometrischen Formen stellt die im Zweiten Weltkrieg brennende Stadt Xanten dar. In den Seitenschiffen sind noch die mittelalterlichen Glasfenster erhalten. Die Krypta unter der Westchorhalle dient als Gedenkstätte für die Opfer des National-sozialismus. Das Mittelschiff mit den hoch aufstrebenden Bündelpfeilern und dem kunstvollen Netzgewölbe vermittelt den Eindruck großer Weiträumigkeit. Es wird durch einen Lettner vom Hochchor getrennt, der von einem Kreuzgewölbe bekrönt wird. Der Hochchor war dem Gottesdienst der Stifts-herren vorbehalten. Das Chorgestühl entstand um 1228 und ist eines der ältesten in Deutschland. Darüber hängen wertvolle Gobelins aus Brüssel (um 1520).
Der Dom St. Viktor ist ein Dom der Altäre aus verschiedenen Jahrhunderten. Die 17 kostbaren Altäre wurden im Krieg ausgelagert und sind heute Zeugen der Kunstgeschichte. Der Hochaltar aus der Mitte des 16. Jhs. ist als goldene Schauwand für Reliquiare gestaltet. In der Mitte ist die Giebelseite des Viktorschreins (um 1150) zu sehen. Besonders beeindruckend ist der Marienaltar, ein Hauptwerk niederrheinischer Schnitzkunst des 16. Jhs. Aus dem biblischen Stammvater Jesse erwächst der Stammbaum Jesu. Das aufsteigende Geäst umrahmt den Schrein und gipfelt in der Figur der Gottesmutter mi dem Kind. Zum Abschluss besuchten wir noch den Kreuzgang mit seiner beschaulichen Atmosphäre. Als prägende Erinnerung an den Xantener Dom bleibt der Eindruck, dass sich die modernen Elemente, wie der als Weinstock gestaltete Gemeindealtar, der Ambo und vier Kerzenleuchter mit den Evangelistensymbolen harmonisch in die mittelalterliche Ausstattung einfügen. Das Interieur wirkt wie ein in sich geschlossenes Ensemble.
Mit vielen neuen Eindrücken traten wir die Heimfahrt an. Wir möchten noch auf unsere Fahrt am 14.08.2025 hinweisen. Dann werden wir eine Rundfahrt durch die Kölner Häfen unternehmen und anschließen beim Brauhaus Gaffel am Dom einkehren.
Wer Interesse an den Aktivitäten der Senioren-Union Niederkassel hat und teilnehmen möchte, kann sich gerne unter der E-Mail-Adresse: g.beck@senu-ndk.de beim Vorstand informieren.
www.senu-ndk.de Bilder: Senioren-Union Niederkassel